10 Insubrische Trockenwiesen

Adaptation von: P. Schildknecht & C.A. Burga, Geographisches Institut der Universität Zürich, 2008

Fotos: 1. OIKOS2000, 2. Vincenzo Donnarumma, 3. David Ili / CC-BY-SA-3.0

Typische Gräser der insubrischen Trockenwiesen, die warme und sonnige Plätze bevorzugen.

 

Illustrationen aus: Flora der Schweiz und angrenzender Gebiete; Band 1, 1967 und Band 2, 1970; Hess, Landolt und Hirzel, Birkhäuser Verlag. Con il permesso di Springer Nature.

Insubrische Trockenwiese auf dem Monte Caslano während der Blütezeit der Gold-Aster

 

Bild: Museo cantonale di storia naturale

Die insubrische Trockenwiese des Monte Caslano verdankt ihre Herkunft der Waldrodung, die in Vergangenheit aus landwirtschaftlichen Zwecken vorgenommen wurde. Da sie nur wenig produktiv ist und sich in unwegsamen, südlich ausgerichteten Gebieten befindet, wurde die Trockenwiese nie gedüngt oder bewässert, sondern hauptsächlich für die Schafweide genutzt.

 

Auf dem Monte Caslano entstehen nach und nach insubrische Trockenwiesen, die man in der Schweiz ausschliesslich südlich der Alpen findet. Sie zeichnen sich durch zahlreiche thermophile Pflanzen aus, die dank des mässigen Klimas prächtig blühen und unter denen der Goldbart, eine aufgrund des breit angelegten  Blütenstands erkennbare Grasart, besonders hervorsticht. Die Trockenwiese des Monte Caslano ist auf Karbonatgestein (Dolomit) gebettet, auf dem durchlässiger und nährstoffarmer Boden entstanden ist. Dies begünstigt das Wachstum vieler spezialisierter Pflanzenarten, während sie das Gedeihen gewöhnlicher, für fruchtbare Wiesen typischer Spezies verhindert.

 

Die Flora der Trockenwiesen des Bergs zählt etwa 140 Spezies, darunter eine Vielzahl seltener Pflanzen, die vom Aussterben bedroht und geschützt sind. Das hohe Mass an floristischer Diversität bietet einem breiten Spektrum an Tieren Lebensraum. Unter den Invertebraten finden sich beispielsweise zahlreiche Schmetterlinge, deren Raupen sich speziell von einigen Pflanzengattungen ernähren, sowie unterschiedliche Heuschrecken, die von der breit gefächerten Strukturierung der Rasenschicht profitieren. Die Vielfalt an Invertebraten lockt auch grössere Tiere wie Vögel, Reptilien und kleine Säugetiere an, für die Trockenwiesen ein ideales Jagdgebiet sind.

Ohne einen aktiven Schutz verschwinden die Trockenwiesen des Monte Caslano infolge des sich weiter ausbreitenden Waldgebiets allerdings zunehmend. Um dieses kostbare Ambiente zu schützen, werden daher naturerhaltende Massnahmen ergriffen: Es finden regelmässige Entstrüppungs- und Mäharbeiten statt.

Fotos: 1. Nicola Schoenenberger, 2 3 4 5 6 7. Museo cantonale di storia naturale, 8. OIKOS2000 Sagl.