5 Das tropische Meer

Il mare tropicale
Il mare tropicale

Dolomit-Exemplar aus der Gesteinsformation, die als “San-Salvatore-Dolomit” bekannt ist, weil er auf diesem Berg bei Lugano erstmals beschrieben wurde. Dolomitgestein macht die südliche Hälfte des Monte Caslano aus.

 

Bild: Museo cantonale di storia naturale

Il mare tropicale
Il mare tropicale

Verteilung der Meere und Landmassen in der Mitteltrias und Position der Entstehungsumgebung des Monte-Caslano-Gesteins (Stern).

Il mare tropicale

Die gegenwärtige Karbonplattform der Bahamas-Inseln könnte eine analoge Umgebung zu derjenigen der Entstehung des San-Salvatore-Dolomits darstellen.

 

Bild: NASA/Samantha Cristoforetti 2014

Im Laufe der Mitteltrias (vor 239 bis 245 Millionen Jahren) überflutete der Ozean Thetys vom Osten kommend die tropische Region, in der sich die Gesteine des Monte Caslano bildeten, mit warmem, klarem und wenig tiefem Wasser. In dieser äusserst fruchtbaren Umgebung, die sich mit der der gegenwärtigen Bahamas-Inseln vergleichen lässt, häuften sich die Dolomitgesteine, die aus Kalziumkarbonat und Magnesium bestehen und die südliche Hälfte des Bergs ausmachen. Es ist dasselbe helle und massive Gestein, das auch den Monte San Salvatore bildet, dessen Namen es trägt. Am Monte Caslano erreicht die Gesteinsschicht eine Schichtdicke von fast 500 Metern.

 

Das notwendige Material lieferten die zahlreichen Organismen, die die Plattform besiedelten, darunter hauptsächlich Kalkalgen der Gattung Diplopora, die in den klaren, noch nicht von Korallenriffs durchzogenen Gewässern des neuen Meers weit verbreitet waren. Ein Kalkskelett in Form eines perforierten Röhrchens diente den grünen, fotosynthetischen Algen als Stütze. Wenn die Algen abstarben, blieben die Skelette zurück und häuften sich auf dem Meeresboden.

Il mare tropicale

Fossile Algen der Gattung Diplopora im San Salvatore-Dolomit auf der Felsoberfäche

 

Bild: Museo cantonale di storia naturale

Dadurch entstand der feine, weissliche Sand, der dem San-Salvatore-Dolomit zugrunde liegt. Neben Kalkalgen war der Meeresgrund mit Muscheln, Schnecken, Armfüssern und Strandlilien besiedelt, zu denen sich seltene Korallenarten und Krustentiere gesellten. In den Wassermassen darüber lebten Fische und Kopffüsser (Ammoniten). Ein wenig weiter südlich nahm das Meer Richtung Becken des Monte San Giorgio allmählich an Tiefe zu, wodurch der Meeresgrund an Sauerstoff verlor. Gerade dadurch wurden die Überreste der am Rande dieses Meeres lebenden Organismen hervorragend konserviert.

Il mare tropicale

Rekonstruktion der Entstehungsformation des San-Salvatore-Dolomits.

 

Bild: Vittorio Pieroni 2011